Archive | September 2012

Israel-Iran: War or no War?

Two weeks ago, my roommate received the letter.

He is expected for his reserve duty on mid  September for 5 days in the north of Israel.
In Israel, men  until the age of 42, and women until 24, have to complete up to one month of reserve duty for the military.

My roommate is worried. Normally, he is called to military reserve in spring. “Now they call me up in September, at the time it is supposed to start.”

He refers to the war with Iran. A lot is said about it lately, rumors say it will start in mid September.”

I can understand he is mad. He still has several papers for university to write, after that he wanted to take a couple days of vacations.

I do not think there is going to be a war or better, I do not know. I grew up in a country that hasn’t seen war for 67 years  and no war is expected any time soon. My friends and I, we never talk about war, war is happening somewhere else.

But here it is omnipresent. Last weekend it was worse than ever.

On Thursday a reporter of the TV- Channel tweeted that they will launch a special broadcast on the war on the following Saturday.

Rumors started to circulate: Apparently, Prime Minister Netanyahu has invited key media representatives to an unofficial press conference on Saturday night.

“This means war,” some shouted, “Here we go!”

“You don’t start a war like this”, others say.

But all of them are worried.

My roommate is mad. He has an important exam on Sunday.

“How am I supposed to focus on my studies like this?  Who knows if the exam on Sunday is even taking place? Maybe tonight I get the SMS with the secret code. Then I have to pack my things and go to this certain place where they pick up me up for the military. Then the war has started! ”

We do not know… He decides to study anyway.

On Saturday, he sits grumbling at his desk while I travel to the Dead Sea, although with no good feeling. I check my Haaretz App almost every hour.

On Saturday evening we have dinner together, Trina with pita.

“False alarm, wasn’t it?”

We are relieved.

Nevertheless, my roommate decides that we should start making thoughts about finding the closest bomb shelter to our home.

I know bomb shelters from Germany, left-overs from the 2nd World War. They are usually grey, big and made out of concrete. There is a big one in Hamburg, it hosts cool parties.

“The bomb shelter has to protect us from the rockets,” my roommate says. That is why it should be beyond the earth.

We walk past cafes where young people with retro clothes sit in front of their Apple computer.

They don’t seem so worried about finding bomb shelters.

Finally, we find a solution. The underground parking lot under Habima Square.

During normal days designed for thousand of cars of the theater visitors. It is perfect. Spacious and with several exits,  only 2 minutes from us.

Then we forget about the war for a while.

And so does the media, it seems.
The daily newspaper Israel Hayom, known as the voice of prime minister Natanyahus, which printed topics related on Iran’s nuclear program on their front page during the past weeks, now seems to find interest in other topics not related to the upcoming war. (haaretz)

Is Netanyahu trying to back out?
To reassure Israel, President Obama announced a few days ago open and covert actions against Iran, including a new  anti-missile-system in Qatar. (NY Times)

Reassuring news, but the best news reached me today.

A text message from my roommate:  “They have cancelled my reserve duty. No explanation.”
Maybe just a coincident in which one shouldn’t put too much interpretation. Both of us, we are very happy!

Krieg oder kein Krieg?

Vor zwei Wochen erhielt mein Mitbewohner den Brief.

Er wird zum 10. September für 5 Tage zu seinem Reservedienst im Norden Israels erwartet.

In Israel müssen Männer bis zu ihrem 42. Lebensjahr, Frauen bis zum 24. Lebensjahr, jährlich bis zu einem Monat Reservedienst für das Militär leisten.

Mein Mitbewohner ist besorgt. Normalerweise erwischt es ihn im Frühling. „Nun werde ich Mitte September eingezogen, genau dann, wann es losgehen soll, wie alle sagen.“ Er bezieht sich auf den Krieg mit Iran. Vieles wird darüber gesagt, man munkelt, dass es Mitte September losgehen soll.

Ich verstehe seinen Unmut, er muss noch diverse Hausarbeiten für die Universität schreiben, danach wollte er eigentlich ein paar Wochen Urlaub machen.

Ich glaube nicht, dass es einen Krieg gibt, d.h. ich weiß es nicht. Ich bin in einem Land groß geworden, dass seit 67 Jahren keinen Krieg mehr erlebt hat und auch sobald keinen erleben wird. Meine Freunde und ich, wir reden nie über Krieg, das passiert ja anderswo. Also ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung von Krieg.

Doch hier ist er omnipräsent. Seinen Höhepunkt fand das Kriegsgerede letztes Wochenende.

Am Donnerstag twittert eine Reporterin des Fernsehkanals Channel 10, dass es am Samstag eine Extra-Sendung zum Irankrieg geben soll.

Gerüchte schlugen um sich. Premierminister Netanyahu hat wichtige Medienvertreter zu einer inoffiziellen Pressekonferenz am Samstagabend eingeladen, hieß es.

„Das bedeutet Krieg“, schrien die einen, „jetzt geht es los.“

„So beginnt man keinen Krieg!“ ,rufen die anders.

Besorgt sind sie alle.

Mein Mitbewohner ist sauer. Er hat am Sonntag eine wichtige Klausur. „Wie soll mich so konzentrieren? Soll ich überhaupt noch dafür lernen? Wer weiß, ob sie stattfindet? Vielleicht kriege ich gleich schon eine SMS mit dem geheimen Code. Dann muss ich meine Sachen packen und mich an einem bestimmten Ort begeben, wo mich das Militär abholt. Dann ist Krieg!“

Wir wissen es nicht. Er beschließt trotzdem zu lernen. Er verbringt den Samstag grummelnd an seinem Schreibtisch. Ich fahre mit Herzklopfen zum Toten Meer, wo ich jede Stunde die Haaretz App auf Kriegsmeldungen prüfe.

Abends kochen wir zusammen, Trina mit Pita. „Falscher Alarm, was?“, grinsen wir. Wir sind ziemlich erleichtert.

Trotzdem findet mein Mitbewohner wir sollten uns langsam mal überlegen, wo der nächste Bunker ist. Unser Haus hat keinen Luftschutzraum. Bunker kenne ich aus Deutschland, sie sind groß und aus Beton. In dem Bunker in Hamburg gibt es meist coole Partys.

„Der Bunker muss uns gegen die Raketen schützen.“, sagt mein Mitbewohner. Er sollte möglichst unter der Erde sein. Wir laufen an Cafés vorbei, in denen junge Leute mit ausgefallenen Klamotten und großen Nickelbrillen vor ihren Apple sitzen. Sie machen sich keine Sorge über Bunker.

Schließlich finden wir eine Lösung. Die Tiefgarage unter dem Habima Platz. Eigentlich für die Autos eifriger Theaterbesucher gedacht, eignet sie sich perfekt. Großräumig und mit mehreren Aufgängen, nur 2 Minuten von uns. Ich muss ein bisschen Lachen: Bunkersuche, das klingt wie ein Kinderspiel.

Dann vergessen wir das Thema wieder. Und auch in den Medien wird es ruhiger.

Die Tageszeitung Israel Hayom, bekannt als Sprachrohr Natanyahus, welche in den vergangenen Wochen mit Vorliebe Artikel über die iranische Bedrohung auf ihrer Titelseite druckte, scheint seit letztem Freitag auf andere Themen, fern dem Krieg, auszuweichen. (Siehe Haaretz)

Versucht Netanyahu einen leisen Rückzieher?

Um Israel zu beruhigen hat Präsident Obama vor wenigen Tagen offene und verdeckte Maßnahmen gegen den Iran angekündigt, darunter ein neues Radarsystem in Katar zur Raketenabwehr. (Siehe NY Times)

Beruhigende Nachrichten, doch die beste Nachricht erreicht mich heute.

Eine SMS meines Mitbewohners: Sie haben meine Reservedienst gestrichen. Keine Begründung.

Vielleicht ein dummer Zufall, in den man nicht zu viel hinein interpretieren sollte. Vielleicht nur ein Strohhalm nachdem man greift, doch wir beide freuen uns sehr!